Italien-Tour - Teil 6
Wettbewerb | Champions League |
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Datum & Uhrzeit | 22.10.2019, 19:00 Uhr |
Spiel | Juventus FC - FK Lokomotiw Moskwa |
Eintritt | 35€ |
Ergebnis | 2:1 (0:1) |
Spielort | Juventus Stadium, Torino |
Spielort Kapazität | 41.475 |
Zuschauer | 38.547 (1.500 Gäste) |
Eintrittskarte | Richtige Eintrittskarte |
Die Vorbereitung auf dieses Spiel fing schon bei der Kartenbeschaffung von zu Hause aus an. Die Tücken der Bestellung via Internet für italienische Spiele wurde mir erst mit diesem Spiel wirklich klar. Seitdem habe ich auch bewusst wahrgenommen, dass dieses Problem eigentlich ständig Thema ist. Dass man die DDR als Geburtsland auswählen kann/darf/muss und nicht einfach Deutschland, ist ja noch der nostalgische Aspekt. Italienische Seiten kommen einfach nicht mit Um- oder Sonderlauten zurecht. Ständig werden Fehlermeldungen angezeigt, mit denen man nichts anfangen kann, man muss es an dieser Stelle einfach wissen, was zu tun ist. Darüberhinaus haben die Seiten noch ganz andere Tücken. Einerseits benötigte ich tatsächlich 70 Reloads, ehe eine Server-Fehlermeldung verschwand und der Prozess weiter gehen konnte. Neben Wissen braucht man also auch Geduld und Durchhaltevermögen.
Nach dem Spiel der Youth League hatte ich genügend Zeit, Turin zu erkunden und die Stadt macht nicht nur optisch einen tollen Eindruck, sondern verzaubert auch durch nette Menschen, die einen (anders als in Mailand) in Ruhe lassen, weil sie dich nicht begaunern wollen. Lediglich in manchen Straßen entsteht der Eindruck, man laufe ohne Ampel über eine Autobahn. Zum Stadion nahm ich dann die Straßenbahn, welche gerne ein paar Minuten zu früh kommt. Auch mal was Neues. Am Stadion dann zwar viel los, aber auch wieder nicht. Menschen waren da, aber die wollten alle nur rein. Keine großen Stände, keine Imbissbuden, nur Schlangen dort, was irgendwie mit Eintrittskarten zu tun hatte. Also rein ins Stadion, in den Oberrang, hinter dem Tor, neben dem Gästeblock. 35€ kostete die Karte, also recht angenehm. Bei der Aufstellung der Gäste bekam Benedikt Höwedes lauten Applaus, denn er schoss vor gar nicht allzu langer Zeit mal ein Tor in seinen drei Einsätzen für Juve als Schalker Leihgabe. Über die Show vor dem Spiel und damit die „Eventisierung“ kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Nicht viele spielen mit der Helligkeit des Flutlichtes und anheizend war es sicherlich auch. Der Knaller und ein ziemlicher Wow-Effekt war dann die Hymne. „Storia di un grande amore“ ist der absolute Wahnsinn, erst recht von 30.000 inbrünstigen Italienern gesungen. Damit waren die Fan-Highlights auch schon vorbei, obwohl das Spiel noch nichtmal begonnen hatte. Auf Heimseite gab es überhaupt keinen Stimmungsblock. Erst vor kurzer Zeit wurden viele Führungspersönlichkeiten der Juventus-Fanszene verhaftet. Hinter dem Tor neben dem Gästeblock gab es lediglich ein Dutzend Eventhascher, welche bei jedem Kameraschwenk in ihre Richtung aufsprangen und Doppelhalter in die Wohnzimmer der Welt transportieren wollten. Das „Härteste“ waren noch die Pfiffe, die im wahrsten Sinne des Wortes, Ohrenbetäubend waren, wenn ihnen der Gästeblock zu laut wurde. Dieser hatte jedoch meistens den längeren Atem und überstand das Pfeifen ohne Abstriche.
Das bringt mich in die skurrile Situation, dass Juve zeitgleich die schlechteste und lauteste Stimmung ablieferte, sofern man bei Pfeifen überhaupt von Stimmung sprechen kann. Zwischendurch gab es vereinzelte Gesänge, in denen oft auch das gesamte Stadion eingestimmt hat, aber nichts, was man „Support“ nennen könnte.
Die Moskauer zogen ihr Programm kontinuierlich durch. Stetig, aber nicht immer unbedingt laut. Komplettes Ausrasten gab es bei der 0:1 Führung. Das hat echt gekracht, wie der Gästeblock da explodiert ist. Das „Ausrasten“ auf Heimseite, nach dem Doppelschlag in der zweiten Halbzeit, sah so aus, dass das ganze Stadion kurzzeitig und massiv gegen den Gästeblock pöbelte.
So spulte sich die Partie ab. Nach dem Spiel fuhr mich die Straßenbahn fast vor die Pensionstür. Auffällig war, dass ein Großteil der Juve-Anhänger sofort das Handy zückten und sich die Zusammenfassung anschauten. Es war wohl die letzte Straßenbahn, die ich um zwei Minuten noch erwischt hatte. Die Lage und Anbindung des Stadions ist nicht so das gelbe vom Ei. Wobei auch viele Busse zum Stadion fuhren, vielleicht Shuttle-Busse in die Innenstadt. Da ich diese nicht zwangsweise benutzen musste, habe ich mich damit nicht näher beschäftigt.