Povratak na Kantridu 2 - Rückkehr ins Kantrida 2
Wettbewerb | Testspiel |
---|---|
Datum & Uhrzeit | 12.10.2019, 17:00 Uhr |
Spiel | HNK Rijeka - HŠK Zrinjski Mostar |
Eintritt | 90 Kuna |
Ergebnis | 1:1 (1:1) |
Spielort | Stadion Kantrida, Rijeka |
Spielort Kapazität | 10.155 |
Zuschauer | 7.500 (100 Gäste) |
Programmheft | Nein |
Eintrittskarte | Richtige Eintrittskarte |
Das Kantrida, zur Zeit der italienischen Besetzung auch Stadio Comunale del Littorio genannt, ist eines der beeindruckendsten Stadien in Europa. In Rijeka direkt zwischen Klippen und Adria gelegen strahlt es schon immer eine gewisse Faszination aus. 1912 wurde es erbaut und seitdem drei mal renoviert (zuletzt 1958). 1975 kam das Flutlicht dazu. Seit 2013 gibt es nun Pläne für einen Neubau, inklusive Einkaufszentrum und Hotel. Aus diesem Grund wurde im Sommer 2015 das Übergangsstadion Rujevica fertiggestellt, in dem HNK Rijeka seitdem spielt. Konkrete Pläne für den Neubau gibt es seitdem nicht und das Kantrida wird nur noch sehr marginal bespielt. Vor den Sicherheitsregelungen der UEFA fasste es 25.000 Zuschauer.
Seit vielen Jahren wartete ich nun auf eine perfekte Gelegenheit für einen Besuch. Der Zeitpunkt hat bisher immer einen Strich durch die Rechnung gemacht oder die Information für ein Spiel kam zu spät bei mir an. Nun aber sollte es endlich klappen. In der Länderspielpause Mitte Oktober fand das „Porvratak na Kantridu 2“ statt - Die Rückkehr ins Kantrida 2. Es ist ein Testspiel gegen einen namhaften Gegner. Letztes Jahr war NK Maribor zu Gast. Dieses Mal hieß der Gegner HŠK Zrinjski Mostar, der kroatische Fußballclub aus Bosnien und Herzegowina und zugleich ältester und einer der erfolgreichsten Fußballvereine des Landes. 1905 wurde er als Schülersportclub von kroatischen Jugendlichen und ihrem Gymnasiallehrer gegründet.
Vor dem Spiel haben wir noch ein paar Urlaubstage verbraucht und Zagreb eingeplant. Mit Fußball war nicht wirklich etwas los, also war es bis dahin ein reiner Tourismusurlaub. Der Flixbus fuhr uns 12 Stunden durch die Nacht und den Morgen von Deutschland nach Zagreb. An der slowenischen Grenze auf einer Autobahnraststätte stieg dann ein Pärchen aus, welches nach Wien wollte, um von dort in den Urlaub zu fliegen. Sie haben den Ausstieg verschlafen und versuchten nun, von diesem Rastplatz, mehrere Stunden von Wien entfernt, irgendwie wieder zurück zu kommen. Da wacht man gerade auf und bekommt erstmal sowas präsentiert. Nachdem wir unser Apartment direkt hinter dem Hauptbahnhof bezogen, fielen wir erstmal in ein Zwei-Stunden-Nickerchen, eher wir uns in die Innenstadt begaben und einige Ziele abklapperten. Die St. Markus-Kirche, der bereits beim aufräumen befindliche Dolac-Markt, der Ban-Jelačić-Platz oder die Kathedrale, um nur einige zu nennen. Es fanden an diesem Tag ebenfalls die Indonesischen Festspiele statt. Auf einer Bühne wurden Tänze und Gesänge aufgeführt. Die Indonesier vor der Bühne machten dabei von sich aus mit, der Rest wusste animiert zu werden. Unser ständiger Dreh- und Angelpunkt war die ulica Tkalčićeva, „die pulsierendste Straße in Zagreb“. Unzählige Bars, Restaurants, Shops, Straßenstände und -Musiker aneinandergereiht. Ein Bier zwischendurch oder gleich eine ganze Bierverkostung (7 verschiedene Sorten) und am Abend leckeres Essen, wie das balkanische Nationalgericht, Ćevapi. Der zweite Tag war verregnet und kalt, daher pendelten wir fast ausschließlich zwischen Tkalčićeva und Museen hin und her. Das Folter-Museum, das Museum der zerbrochenen Beziehungen und das Museum der Illusionen. Sie sind allesamt relativ klein und eigneten sich perfekt für so einen Tag, da diese Museen nicht so trockenen Stoff vermittelten und ziemlich abwechslungsreich waren. Am Abend spielte die kroatische Nationalmannschaft in Split gegen Ungarn, was die Leute zum Public Viewing auf die Straße trieb und selbst Taxifahrer animierte laut hupend durch die Straßen zu fahren, wenn der Reporter im Radio ein Tor beschrie.
Am Freitag konnten wir dann gemütlich ausschlafen, die Sachen packen und die wenigen Meter zum Busbahnhof laufen, wo zur Mittagszeit unser Flixbus nach Rijeka abfuhr. Nach dem Beziehen unseres Apartments fünf Minuten vom Busbahnhof, direkt in der Innenstadt in der vierten Etage, nutzen wir den restlichen Tag die kleine, aber sehr feine Innenstadt von Rijeka abzulaufen und ab und an auf ein Bier oder Cider einzukehren, ehe es am Abend am Hotspot der Innenstadt wieder leckere Ćevapčići gab. Da mit diesen wenigen Stunden die Innenstadt erledigt war, schliefen wir am Samstag gemütlich aus, holten uns dann Pizza zum Mittag und liefen bereits die ca. 70 Minuten zu Fuß Richtung Stadion mit Zwischenhalten in einem kleinen Park und einer Bar in einem Einkaufszentrum.
Nachdem wir die Lage am Stadion checkten und bereits den ersten Anblick genossen, gönnten wir uns noch ein Bier in einer Kneipe, welche sich mit einigen Jugendgruppen der Armada füllte, die bei lauten Rijeka-Liedern mitgröhlten. Ungefähr 2,5 Stunden vor dem Spiel trudelte ein Auto aus Westsachsen ein, mit denen wir uns dann noch auf ein Bier am Strand trafen, ehe wir uns in Richtung verschiedener Stadionblöcke wieder trennten. Vor der Haupttribüne war eine Bühne aufgebaut, die nach dem Spiel zur Party einlud. Wieder wurde Ćevapčići ausgegeben, diesmal aber als einzige Essensmöglichkeit (neben Popcorn) und reichlich Bier ausgeschenkt.
Der Einlass befand sich direkt am Blockaufgang und sehr viele Besucher mussten ihre Feuerzeuge liegen lassen, andere durften sie wiederum mit reinnehmen. Alles unter dem scharfen Auge einiger Polizisten, welche während des Spiels teilweise in die Blöcke filmten, wenn ihnen danach war. Die Haupttribüne war mit reichlich deutschen Hoppern gefüllt, welche das Spiel in Scharen anlockte. Unter den Felsen auf der Gegentribüne befindet sich ein Denkmal für die Opfer des Kroatienkrieges (in Kroatien auch Heimatkrieg „Domovinski rat“ genannt). Zu Ehren dieser wurde vor dem Spiel als offizieller Akt ein Kranz niedergelegt.
Zu Beginn des Spieles waren im Fanblock der Armada noch viele Lücken zu sehen, welche sich aber mit der Zeit füllten. Der Fanblock war bereits kurz nach Verkaufsstart der Eintrittskarten ausverkauft. 90 Minuten Dauersupport gab es dann zu bestaunen, welcher eine beachtliche Lautstärke vorzuweisen hatte. In der ersten Halbzeit gab es eine Choreo mit einem Spruchband am Zaun ("Samo jedno mjesto na svijetu zove se dom" - Nur ein Ort auf der Welt heißt Heimat), einer Blockfahne, Kassenrollen und vielen Schwenkern. Die Bengalen oberhalb der Blockfahne waren leider kaum zu erkennen, da jene die Leuchtstäbe überdeckte. Zur 60. Minute ging dann aber die Party richtig los und es startete eine fulminante Pyroshow mit dutzenden Bengalen, Rauch, Blinkern und Böllern. Das ganze Stadion feierte dieses Spektakel, während der Spielbetrieb davon unberührt blieb. Das Spiel endete gerecht 1:1, wobei die meisten eh nur den Blick für die Schönheit des Stadions und den Fanblock hatten. Einen Gästeblock gab es auch, ungefähr 100 Mann unterstützen ihr Team aus Mostar. Bis auf einige Schlachtrufe blieb der Block jedoch sehr ruhig. Nach dem Spiel wurden die Mannschaften noch massiv gefeiert, während auf der Bühne hinter der Haupttribüne schon der Gesang los ging. Wir machten uns wieder schnellen Schrittes zu Fuß in die Innenstadt. Nachdem wir ein paar Gästefans dabei beobachteten, wie sie gröhlend und Aufkleber-Abreißend durch diese zogen, gönnten wir uns im Apartment nur noch ein einfaches McDonalds-Essen.
Noch vor Sonnenaufgang verließen wir am nächsten Morgen das Apartment und gingen zum Busbahnhof. Der Flixbus nach Prag beherbergte einige Gesichter des Vortages und sogar ein Bekannter aus der Heimat konnte abgegrüßt werden, welcher aber nicht die vollen 16 Stunden mit uns mitfahren wollte, sondern schon in Slowenien (zum Aufbruch der nächsten Tour?) ausstieg. Kurz nach Mitternacht war dann das heimische Bett erreicht und so konnte in die eine Arbeitswoche gestartet werden, bevor es wieder auf Achse geht.