WM 2018 in Russland - Teil 2 von 5


Wettbewerb WM 2018 Russland, Gruppe E
Datum & Uhrzeit 27.06.2018, 19:00 Uhr
Spiel Schweiz - Costa Rica
Eintritt 105 USD
Ergebnis 2:2 (1:0)
Spielort Stadion Nizhny Novgorod
Spielort Kapazität 44.899
Zuschauer 43.319
Eintrittskarte Richtige Eintrittskarte


Tag 4:

Gegen Nachts 1 Uhr erreichten wir die Grenze zu Litauen. Knapp eine Stunde dauerte das Prozedere. Wieder alles durchschauen lassen, aber diesmal nicht so tüchtig. Der litauische Grenzer wollte gar nur mal einen ganz fixen Blick auf die Pässe werfen. Nachdem kurz nach der Grenze bereits die zweite Lichthupe entgegen schellte (die Russen waren da echt viel lockerer drauf), hatte ich die Schnauze voll und gab das Steuer ab.

Wach wurde ich wieder kurz vor der russischen Grenze, komplett durch Litauen und Lettland hindurch, auf Holperstraßen, welche man sonst nur aus Filmen kennt.

Die Einreise ins große Land war dann doch etwas strenger, als in die Enklave. Sechsmal oder so musste die kompletten Dokumente vorgezeigt werden. Bei der einen, etwas jüngeren, Grenzerin, merkte man richtig, dass sie in Wirklichkeit gar nicht so böse ist, wie sie aber die ganze Zeit künstlich daher geschaut hat. Zum ersten Mal wurden hier auch die kompletten Autodokumente zur Vermietung gesichtet. Der Sprengstoffhund durchsuchte ebenfalls freudig den Bus. Nach 1,5 Stunden war die Sache dann auch durch und wir endlich im großen Land. Direkt gab es erstmal einen Stop für Soljanka und zur Aufnahme der ersten Eindrücke der weiten Flächen. Das Navi zeigte einfach nur an, dass man der Straße über 600 Kilometer folgen soll. Mit 80 km/h. Das wurden einige eintönige Stunden bis zum Moskauer Ring.

Diesen passierten wir dann gegen Mitternacht und kamen direkt in den Sog des Ringverkehrs, wo wir unsere 80 km/h leider nicht halten konnten. So ging dann auch relativ schnell die Motorkontrollleuchte an und wir mussten mitten am Moskauer Ring an einer Raststation eine halbe Stunde Pause einlegen, den Motor kühlen lassen und einfach mal Genießen, dass wir nun bereits diese Strecke hinter uns gelassen haben und der VW es bis nach Moskau geschafft hat.

Tag 5:

50 Kilometer vor Nischni Nowgorod war dann der Punkt erreicht, als keiner der Fahrer mehr konnte und wir gezwungen waren, eine Schlafpause einzulegen. Nachdem diese getätigt war, ging es hinein in den Verkehr des Millionenstadt-Dschungels. Auf jeder Seite drei Spuren, also insgesamt sechs und allesamt mit jedem Millimeter befüllt. In der Nähe des Stadions direkt am Sicherheitsring gewartet und nach einigen Minuten wurde da tatsächlich ein Parkplatz frei. In der Zwischenzeit wurde ein Hostel ausfindig gemacht. Der Bus stand in direkter Umgebung des Stadions und das Hostel befand sich wenige Meter neben unserem Eingang zum Stadion. Ideal.

Erstmal wurde sich nach Tagen on the road geduscht und ein wenig ausgeruht. Eine Email trudelte ein, dass die Fan Id abgelehnt wurde, sah ziemlich nach Spam aus und wurde ignoriert.

Nach einem kurzen Abstecher ins Stadionumfeld, an die Wolga und die Lenin-Statue mitsamt einem Happen Essen, starteten wir dann so langsam Richtung Fanfest. Deutschland spielte gegen Südkorea und wollte heute und hier ausscheiden. Das Fanfest war direkt in der Altstadt und konnte vom Stadion per Shuttle erreicht werden. Einige Bier später ging es dann zurück zum Stadion, unser Spiel sollte so langsam starten.

Nun der Supergau. Das Scannen der Fan-ID zeigte rot an, Zugriff verwehrt. Niemand konnte helfen. Im Fan-ID-Center mussten die erstmal rotieren, um jemanden heran zu holen, der englisch sprach. Infos und Hilfe konnten die aber auch nicht bieten. Ständig wurde man an irgendwelche Service-Hotlines verwiesen. Wenn man da anrief, bekam man aber nur zu hören, wofür die Fan-ID da ist und was man unternehmen muss, um sich eine ausstellen zu lassen. Jawoll.

Auf 180 und mit Gefühlen zwischen Wut, Trauer und Verzweiflung blieb nichts anderes übrig, als mich dem Schicksal hinzugeben. Somit verbrachte ich das Spiel neben dem Stadion bei einigen Ständen mit Zigaretten und Bier.

Nach dem Spiel ging es mit ein paar Bier noch auf einen Trainings-Platz, um nach Mitternacht nochmal die Muskeln wackeln zu lassen. Wenigstens hier konnte ich noch ein bisschen punkten. ;)

Kilometerstand: 3.051